Schlaferkrankungen
Schlafprobleme und Schlaferkrankungen
Ein Drittel unseres gesamten Lebens verbringen wir schlafend. Für die Erholung von Körper und Geist ist dieser Ruhezustand dringend notwendig, denn unsere Organe und das Immunsystem erholen sich während des Schlafs. Auch das Gehirn kommt nachts zur Ruhe – es verarbeitet dabei komplexe Informationen und Sinneseindrücke des Tages. Schlaf ist also lebenswichtig.
Dennoch kämpft jeder Dritte von uns mit Schlafproblemen. Nächtliche Bewegungs- sowie Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen, Schnarchen und tiefergreifende Schlafstörungen wie Schlafapnoe (Atemaussetzer in der Nacht) führen dazu, dass wir nicht ein- oder durchschlafen. Mithilfe des mobilen Schlaflabors können wir herausfinden, was Sie um den Schlaf bringt.


Prof. Dr. med. Richard Birk
Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, leitender Oberarzt an der Uniklinik Marburg, Schlafmediziner und Somnologe
Schlafapnoe (schlafbezogene Atmungsstörungen)
Zu den häufigsten Schlaferkrankungen gehört die obstruktive Schlafapnoe (OSA). Da sie etwas komplexer ist und von mehreren Symptomen begleitet werden kann, möchten wir sie hier ausführlicher erläutern.
Die obstruktive Schlafapnoe gehört zu den schlafbezogenen Atmungsstörungen. Dabei kommt es nachts – aufgrund einer nachlassenden Muskelspannung – zu einem Zusammenfallen des Rachens. Dabei wird der Atemweg blockiert, was zu Atemaussetzern (im Durchschnitt 20-30 Sekunden) führen kann.
Neben den genannten Atempausen äußert sich die Schlafapnoe meist durch einen unerholsamen Schlaf sowie durch lautes Schnarchen beim Ein- und Ausatmen. Der unruhige Schlaf kann Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, Einschlafneigung (Sekundenschlaf) und Kopfschmerzen am Tag mit sich bringen.
Da die Schlafapnoe zu immer wiederkehrenden Sauerstoffentsättigungen führen kann, sollte sie therapiert werden.
Im Internet werden einfache Selbsttests angeboten, um Anzeichen einer Schlafapnoe aufzuspüren. Dabei werden Gewicht, Körpergröße und Alter in ein Test-Formular eingetragen. Wesentlich genauer und medizinisch zuverlässiger ist jedoch die Schlafmessung von LunaLab, bei dem eine professionelle, mobile Schlafanalyse im eigenen Bett durchgeführt wird. Nach nur zwei Tagen Testen bei Ihnen zu Hause können unsere Schlafmediziner herausfinden, ob Sie an einer Schlafapnoe leiden, und Ihnen einen exakt auf Sie zugeschnittenen Therapievorschlag unterbreiten.
Aktuell existieren zahlreiche Therapieoptionen wie nächtliche Beatmung (CPAP = continuous positive airway pressure), Lage-Positionstraining, Schlafschienen (UKPS = Unterkieferprotrusionsschiene), operative Maßnahmen und Neurostimulation der oberen Atemwege (Zungenschrittmacher). In manchen Fällen kann die Schlafapnoe sogar mittels eines Trainings, das tagsüber durchgeführt wird, erfolgreich behandelt werden.
Schnarchen
Zu den häufigsten Schlafproblemen gehört das Schnarchen: Fast jeder zweite Mann über 40 Jahre kämpft mit lauten Atemgeräuschen während des Schlafs. Aber auch Frauen können betroffen sein. Viele von uns kennen das ein oder andere: entweder durch ständige Rippenstöße geweckt oder durch ein nervendes Gesäge des Bettpartners oder der Bettpartnerin im eigenen Schlaf gestört zu werden. Hinzu kommt am Morgen das Gefühl, trotz ausreichender Schlafzeit nicht erholt zu sein.
Zwar handelt es sich beim Schnarchen streng genommen um keine Erkrankung, doch lästig ist es allemal. Durch die digitale Schlafanalyse (Schlafmessung) können wir herausfinden, ob das Schnarchen mit Atemaussetzern oder einer unregelmäßigen Atmung verbunden ist. Dann sollte zügig gehandelt werden, da eine ernstzunehmende Erkrankung wie die obstruktive Schlafapnoe (siehe oben) dahinter stecken könnte.
Auch für das nicht-krankhafte Schnarchen gibt es eine Reihe von Behandlungsoptionen, zum Beispiel Lage-Positionstraining, Schlafschienen oder minimalinvasive operative Maßnahmen.
Insomnie (Ein- und Durchschlafstörungen)
Bei der Insomnie handelt es sich um Schlaflosigkeit. Vor allem ältere Menschen leiden unter diesem Problem, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Klar, jeder von uns schläft mal schlecht oder hat Probleme beim Einschlafen. Bei einer Insomnie jedoch treten die Ein- und Durchschlafstörungen mehrmals pro Woche auf und halten auch mehrere Wochen an.
Sehr typisch für diese Schlaferkrankung ist, dass sich die Betroffenen immer müde fühlen, aber auch tagsüber nicht schlafen können. Nicht nur die Nacht, sondern auch der Tag wird zur Qual.
Die Therapie der Insomnie besteht vorrangig aus einer Verhaltenstherapie, kann aber auch medikamentös behandelt werden. Auch eine spezielle App kann bei Schlaflosigkeit helfen.
Hypersomnie (Schlafsucht)
Die korrekte Übersetzung lautet „Schlafsucht“. Die Folge einer Hypersomnie ist eine erhöhte Tagesschläfrigkeit. Die Betroffenen leiden darunter, am Tage ungewollt einzuschlafen – vor allem in monotonen Situation.
Die Therapie erfolgt – je nach Erkrankungsbild – medikamentös oder aber über eine Verhaltenstherapie bzw. Schlafhygiene.
Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen
Einfach nicht schlafen können, wenn man eigentlich müsste. Oder aber müde/schläfrig sein, wenn man es nicht braucht – nicht nur langjährige Schichtarbeiter kennen dieses Schlafproblem. Auch jeder, der eine Fernreise unternimmt, fühlt den gestörten Schlafrhythmus in Form eines Jetlags.
Wichtig ist, dass eine organische Ursache ausgeschlossen werden kann. Die Durchführung einer mobilen Schlafanalyse kann dazu beitragen. Zu den Therapiemaßnahmen der Schlaf-Wach-Rhythmusstörung gehören auch Lichttherapie, Schlaftraining, Medikamentengabe und Schlafhygiene.
Nächtliche Bewegungsstörungen
Kribbeln in den Beinen, die Decke nachts wegstrampeln oder aber massives Knirschen mit den Zähnen – das alles kann den Bettpartner bzw. die Bettpartnerin wachhalten. Vor allem das Restless-Legs-Syndrom kann zu massiven Einschränkungen führen und einen hohen Leidensdruck erzeugen.
Die meisten dieser Erkrankungen werden medikamentös therapiert. Mittlerweile sind eine Reihe von gut wirksamen Medikamenten auf dem Markt erhältlich. Bei nächtlichem Zähneknirschen hilft eine speziell angefertigte Aufbiss-Schiene, Schäden an den Zähnen zu vermeiden und die Kiefergelenke zu entspannen.